Mutti Müller: “die kleine Kneipe”

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Die kleine Kneipe bei unserer Kaserne,
da wo das Leben noch unbefangen war.
Die kleine Kneipe bei unserer Kaserne,
da fragte keiner, was man hatte oder war…

Anfangs hatte sie noch eine bekannte Name,
hinter der Bar war Mutti, eine vollbusige Dame.
Die Kneipe entsprach einem Bedürfnis,
was das bedeutete, blieb immer ein Geheimnis.

Vielleicht die holländische Kundschaft,
war es die Anziehungskraft, die Botschaft?
Oder hatte die Tochter Inge einen Mehrwert,
einen Unterhaltungswert, oder war sie begehrenswert?
Leider, die Jungs sind alle ohne die Inge heimgekehrt.

Pommes Frites, Schaschlik und Bier
brachten die Gemütlichkeit allhier.
Auch berühmt waren ihre Frikandellen,
diese waren immer bei Mutti zu bestellen.
In der holländischen Weise zubereitet,
damit hatte Frau Müller ganz Seedorf verleitet.
Auch Werbung für die Kneipe im Armee Magazin “Der Greif”
war ein richtiger Volltreffer, erntereif!

Sie wurde kein schlechtes Geschäft dabei gemacht haben,
damals für “Madame” keine schwierige Aufgabe.
Die unansehnliche Innere wurde “eine Goldmine”,
anfangs für die Wehrpflichtigen die Firmenkantine!
Außerhalb der Kaserne war die wirkliche Freiheit,
nach unserer militärischen Alltagsarbeit.
Den täglichen Trott durchbrechen,
in Mutti’s Kneipe absprechen.

Müller’s Gaststätte war um die Ecke,
zum Café núr eine kurze Strecke.
Am Abend war hier unser oberstes Ziel,
leider, die Atmosphäre drehte sich schnell zu einem Machtspiel
und das war wirklich kein Kinderspiel!
Es entartete oftmals zu einer Handgemenge
hinter Frau Müller’s Fenstervorhänge.
Zu viel Bier und Männlichkeitswahn,
jetzt in Müller’s, nicht im Reeperbahn.

Das Innere der Kneipe sah aus wie eine Kegelbahn,
Stühle machten eine Umlaufbahn,
manchmal verlor jemand dabei einen Backenzahn.
Am nächsten Tag mit Bandage beim Appell,
nicht exzeptionell beim Duell.
Jeder wusste, es war kein Arbeitsunfall!
Gelächter überall!

Leider, keine Stühle und Tische mehr am Boden fest,
in der Hitze des Gefechts am Allerbest;
Kein Abschied mehr vom Militärdienst zu feiern;
Keine Krawatten mehr zu schneiden;
Keine Jungs mehr voll wie eine Kanone,
nach einem Besuch an Müller’s in der Gefahrzone!

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Allmählich blühte Mutti’s Kneipe Tod,
aufgrund von Umstände, kein Not.
Die “neuen Wehrpflichtigen” wurden immer mobiler,
aber auch instabiler und diffiziler!
Mutti hatte aber für sie wenig mehr zu bieten,
sie war nicht mehr “in der Mode”,
so kam es zu einem Ende eine lange Episode.

An der Stelle der Kneipe steht jetzt ein Haus,
ja, die Zeiten änderen sich, es ist raus!
Auf der anderen Seite befindet sich die “Mammut”,
unschlugbar, unbeirrbar mit Bataillonsmut,
wachsam wie ein Hund seines Besitzers…

Die Postkarten dort an der Wand in der Ecke
Das Photo des Fußballverein(s)
Das Stimmengewirr, die Musik aus der Jukebox
All das war ein Stückchen daheim
Man warf eine Mark in der Münzautomat
Schaute andern beim Kartenspiel zu
und stand mit dem Pils in der Hand an der Theke
und war gleich mit jedem per Du…

Man redete sich heiß, und sprach sich von der Seele
Was einem die Laune vergällte
Bei Korn und bei Bier fand mancher die Lösung
Für alle Problemen der Welt.
Wer Hunger hatte, der bestellte Würstchen und Kraut,
die Rechnung, die stand auf dem Bierdeckel drauf?
Leider, bei Mutti hatte keiner Kredit,
“Butter bei der Fische”, war ihr “Liebeslied”.

Die kleine Kneipe bei unserer Kaserne,
da wo unser Leben noch so unbefangen war.
Die kleine Kneipe bei unserer Kaserne,
da fragte dich keiner, was man hatte oder war…

Geschreven door Paul Broekman, oktober 2014

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